Türkei

Vom Mittelmeer zum Schwarzen Meer

Total Kilometer: 14550 Kilometer (inkl. Schweiz-Nordkap-Athen-CH)
Totalzeit auf dem Rad: 803h
Land Kilometer: 1562 Kilometer
Tage: 25

Wettkampfliegen in Alanya
Die Fahrt mit der Fähre von Rhodos nach Fethyie ist kurzweilig, da es eine Speedfähre ist. In Fethyie muss ich erst mal Geld wechseln, der Euro läuft hier nicht. Ich schaue mich um und erspähe nicht einer, sondern grad acht Stück. Von jeder Bank einer. Doch erst der 4. spuckt Geld raus. Über einen sehr langen, aber nicht steilen Pass gelange ich in die Bergwelt der Türkei, der kürzeste Weg nach Antalya. Oben komme ich mit müden Beinen an, denn nicht nur der Pass macht mir zu schaffen, sondern auch der rauhe Asphalt. Hungrig lege ich mich in eine Art Bungalow, geschmückt mit Teppichen, Matratzen, ein kleiner, niedriger Tisch. Kurze Zeit später, sagt der Kellner, Guten Morgen, und schiebt mir das köstlichste Fleischmahl, das ich je gegessen habe, vor meine Nase. Am nächsten Morgen geniesse ich die kühlen Temperaturen auf mehr als 1000m.ü.M. und brause schon wieder mit neuem Speed Rekord Richtung Antalya, zum nächsten Warmshower.
Nach einer Woche Zwangspause in der Schweiz radle ich mit komisch, müdenden Beinen weiter. Bei enormer Hitze schaue ich mir Aspendos an, eine antike Stadt aus der römischen Blützezeit des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. Das Theater ist sehr gut erhalten und wird noch heute für Opern- und Ballettfestivals genutzt. Im Jahre 2005 fand hier ein Open-Air der Sendung „Wetten, dass…?“ statt.
Unzählige Resorts säumen die Küstenstrasse zwischen Antalya und Alanya. Jedes Resort hat seinen eigenen Charakter. Die Touristen bleiben traurigerweise aus. Wegen den Terroranschlägen in Istanbul und Ankara und politische Probleme mit Russland. Denn vor zwei Jahren waren die Strände voll mit hübschen Russinnen. Schnurstracks peile ich die Landezone von Alanya an und frage den Boss direkt, ob ich hier mit ihnen fliegen darf. Er meint: „Na klar! Willst Du morgen beim Wettkampf mitmachen?“
In den nächsten zwei Tagen erlebe ich unvergessliche Zeiten mit internationalen Wettkampf-Piloten. Drei (mit mir) von der Schweiz, ein Österreicher und der Rest von der Türkei. Wir fliegen insgesamt sechs mal in zwei Tagen. Die einzige Aufgabe, den Wettkamp zu gewinnen, ist im Zentrum eines Kreises von zehn Meter Durchmesser landen zu können. Meine erste Landung erfolgt im Sand. Der zweite Flug verpasse ich wegen einem TV Interview. Der dritte Flug ist schon besser, doch der vierte lasse ich aus, wegen enormer Hitze. Der Beweis sieht man an einer meiner Zeltstange, die für immer gebogen sein wird. Der letzte Flug am zweiten Tag ist der Beste. Voll ins Schwarze! Gestartet wird direkt oberhalb von Alanya auf ca. 700m.ü.M. Es ist schade, direkt zum Kleopatra Strand fliegen zu müssen, denn die Aussicht auf die Stadt und den Strand ist von hoch oben wunderschön!
Am Abend jeweils werde ich zu Ramadan eingeladen. Wir schmausen, bis der Bauch sagt: jetzt ist aber Schluss. Nach einem Abschluss Essen mit den Jungs interviewt mich eine bildhübsche Russin. Der Bericht wird erst im August veröffentlicht.

Taurus Gebirge
Ich fühle mich gar nicht gut, meine Beine sind immer noch wie leer, kein Power. Keine Ahnung warum. So kämpfe ich mich mühsam über den ersten Pass, von 0m auf 1100m. Ein Mann hält an und bietet mir eine Mitfahrgelegenheit an. Ich Dummkopf sage nein, möchte alles fahren. Oben würge ich trockenes Brot mit Wurst und Käse runter. Kurze Zeit später werde ich von drei Männer zu Kaffee und Lunch eingeladen. Die Strasse ist zum Teil steil, schmal und holprig. Bauarbeiter sind daran sie aus zu bauen, damit man nicht mehr zwei Stunden von den Bergen bis zum Meer braucht, sondern nur noch fünfundvierzig Minuten! Einer der drei Männer besitzt viel Land, auf dem er dutzende Kirschenbäumen hat. Sie sind noch nicht ganz reif, aber wir finden genug rote Beeren, um unsere Bäuche voll zu schlagen. Einer der drei Männer schimpft lautstark über Erdogan und war tatsächlich schon zweimal vor Gericht deswegen. Ich sage ihm er solle aufhören und seine Familie beschützen. Wir hören in unseren Medien, dass solche Leute easy umgebracht oder verschleppt bzw. gefoltert werden. Ich glaube, er ist zu dumm. Er entscheidet sich noch an diesem Abend für 45’000 Euro Land zu kaufen, denn in zwei Jahren, wenn die Strasse fertig gebaut ist, sollte das Land das Doppelte an Wert haben. Bei „meinem Landkauf“, kriege ich am Ende doch noch kalte Füsse und sage ab. Um ein Haar wäre ich stolzer Landbesitzer geworden, doch wieder tausende Franken zu verlieren macht mich kümmerlich.
Das über 1000 km lange Taurusgebirge folgt größtenteils der Mittelmeerküste und verläuft bis nach Syrien und dem Van-See. Im Mittel- und Ostteil stellt das Taurusgebirge die zerklüfteten Ausläufer des anatolischen Hochlands dar, aus dem der Euphrat in die Ebenen von Syrien strömt. Auch der Göksu und der Tigris entspringen im Taurus.
Über zwei weitere Pässe schleppe ich mich, der Höchste ist über 1700 Meter hoch. Da wachsen keine Bäume mehr, nur Sträucher und Gras. Nach der Wasserscheide sehe ich etliche Höhlen, wo tatsächlich noch Menschen darin hausen. Sie winken mir zu, die Kinder sehen mich mit grossen Augen an. Sie hüten Ziegen, Schafe, manchmal ein bis zwei Kühe und wahrscheinlich die besser verdienenden, haben farbige Bienenstöcke.

Anatolische Hochebene
Das Kernland der Türkei wird im Norden vom Pontischen Gebirge und im Süden durch das Taurusgebirge durchzogen. Dazwischen liegt die Anatolische Hochebene. Duch diese fahre ich bei stärkstem (Nord-)Gegenwind. Die dünn besiedelte anatolische Hochebene ist eine herbe, teilweise steppenähnliche Landschaft, die kontinuierlich nach Osten bis auf 2000 m ansteigt. Die dort lebenden Menschen sind extremen Lebensbedingungen ausgesetzt. Diese konnten die Hethiter, Assyrer, die Urartäer, später Griechen und Römer, Seldschuken und osmanische Türken aber nicht davon abhalten, hier zu siedeln.
Die Sicht über das weite flache Land ist trüb. Ist es wegen dem starken Wind, der die Erde aufwirbelt? Hin und da erscheint ein Berg. Die Strasse umrundet dessen zu meiner Entspannung. Ich fahre zum grössten Teil auf Nebenstrassen, von Süd nach Nord ist das eher einfach, da die meisten Highways von West nach Ost führen. Ein paar mal muss ich diese übequeren, immer eine wohltat von den holprigen Strassen weg zu kommen. Es führt mich dann auch meistens durch eine Stadt, wie Karaman, Karapinar, Kayseri etc., wo ich meine Vorräte auffüllen kann. Bei einer Weggabelung kommen zwei Tankstellen. Der deftige Gegenwind setzt mir so stark zu, dass ich mal die Gelegenheit nutzen will, an einer Tankstelle zu übernachten. Aber nur, welche soll ich auswählen? Ich wähle die Rechte. Zuerst setze ich mich einmal hin und schon reserviert ein alter Mann çai (türkischer Tee), später kommen frisch gepflückte Aprikosen dazu. Ich darf mein Zelt hinter der Zapfsäule, die eigentlich geschlossen ist (Probleme mit den Lizenzen), aufstellen, direkt unter einem Maulbeerenbaum. Vor dem Ramadan Abendessen, eine kalte Dusche. Die Aussicht ist entzückend, denn hinter meinem Zelt steht einer der bekannten Vulkane der Türkei, Hasandagi 3268m. Ich umfahre ihn durch eine traumhafte Landschaft, Naturstrasse, keine Autos, kleine Hügel, Wiesen mit vielen Blumen und immer wieder eine weite Sicht übers Land, das ist Veloreisen pur!
In Ihlara besuche ich eine Schlucht, die fünfzehn Kilometer lang und bis zu hundertfünfzig Meter tief ist. Sie besitzt fünfzig uralte Felsenkirchen und zahlreiche Höhlenbauten. Ich schlendere durch das Tal, besuche einige Kirchen mit brökelnden Wandmalereien, streichle eine süsse Schildkröte, bade im kühlen Fluss und esse Guetzli.
Nach Güselyurt wo ich eine Untergrund Stadt besuche, wähle ich wieder mal eine der rüttligsten Strasse. Der Wind lässt ein bisschen nach, aber was nützt mir das? Ich bin eh schon halb k.o., auf meine Beine kann ich kaum noch Druck ausüben und die Lust ist auch dahin. Ich verfluche schon den Weg, als nach einer Kurve eine einsame Hütte, inmitten einer Erdbeeren Plantage auftaucht. Eine junge Frau sitzt davor und wäscht von Hand die Kleider ihrer kleinen Kinder in einem Plastikbecken. Die Kinder schauen mich mit ihren glücklichen Augen fasziniert an. Was kommt denn da angeradelt? Solche Momente begraben die Strapazen im Nu.
In Kaymakli verratet mir ein Lebensmittelladenbesitzer, dass es im Kultur Haus gratis Essen gibt. Bis der Mohammed durch die Lautsprecher brüllt, habe ich genug Zeit die berühmte Untergrund Stadt zu besichtigen. In Kappadokien sind bis heute 36 unterirdische Städte entdeckt. Das weiche und dadurch leicht zu bearbeitende Tuffgestein der kappadokischen Landschaft bietet beste Voraussetzungen für derartige Anlagen. Sie wurden schon im dritten Jahrtausend von den Hethitern angelegt. In römischer Zeit wurden sie von den urschristliche Gemeinden ausgebaut, um Schutz vor der Verfolgung durch das römische Reich zu bieten. Sogar bis 1838 wurden sie als Zuflucht vor ägyptischen Truppen benutzt. Später benutzten die türkischen Bewohner die oberen, am leichtesten zugänglichen Räume als Ställe und vor allem als Lagerräume, da dort eine konstante Temperatur von sechs bis acht Grad Celsius herrscht.

Görem, Kappadokia
Meine Ruhetage verbringe ich auf einem sehr schönen gelegenen Camping Platz in Göreme. Oben wo die Zelte stehen, hat man einen Blick auf das ganze Dorf und die eindrücklichen Gesteinsformationen. Da es während dem Tag zu heiss ist in den verschiedenen Tälern herum zu watscheln, stehe ich früh auf. Am ersten Tag brauche ich keinen Wecker, ich werde von den Heissluftballonen geweckt. Mehr als fünfzig Ballone starten jeden Tag bei schönem Wetter und nicht zu viel Wind, um über die Dächer von Göreme und ihren Felsen zu fliegen. Der Ballon, der mich geweckt hat, schwebt zehn Meter über meinem Zelt hinweg. Ohne Frühstück und Wasser mit zu nehmen laufe ich durch das gesamte Love Valley (Liebestal) im Adamskostüm. Keine Menschenseele weit und breit. Die Penisförmigen Felsformationen bestimmen den Namen des Tales. Als Frühstück mampfe ich frische Aprikosen von den vielen Bäumen in diesem Tal. Zurück auf dem Camping Platz, dusche ich mich, kühle mich im Swimming Pool ab und geniesse das Nichtstun.
Irgendwie kitzelt es mich doch, so eine Ballonfahrt zu erleben. Mein Vater träumt davon schon lange, ich lebe den Taum aus und buche eine Fahrt. Zu Hause mind. 400.-, hier nur 150 Euro. Tagwache ist 3.34 Uhr. Ich werde abgholt von einem super modernen Minibus. Noch in Dunkelheit bekommen wir ein kleines Frühstück, dabei lerne ich schon mal die zwei Mädchen von der Bahamas kennen. Was für einen aussergewöhnlichen Ort! Die Fahrt geht weiter zu den Ballonen, die noch auf dem Boden liegen. Die vielen Arbeiter blasen die kathedralgrossen Ballone mit Luft auf, um später mit Gas zu füllen. Die 25 Passagiere und ich warten gespannt und können es kaum erwarten in den grossen Korb zu steigen.
Der Pilot, mehr als zehn Jahre Erfahrung mit mehr als 3000 Fahrten, ist auf Spässchen aus. Er manövriert den Ballon Centimeter genau an Bäumen und Felsen vorbei und gibt den Ästen einen Klaps. Dann wieder hoch auf ca. 700 Meter über dem Boden. Bei so vielen Ballonen besteht die Gefahr von Unfällen, doch erst einen einzigen Unfall verzeichnen sie vor vier Jahren, drei Tote. Sanft landen wir direkt auf dem Anhänger, stossen mit Muslim-Champagner an und kriegen eine Medaille.
Gegen den Abend erkunde ich das Rose Valley (Rosental). Auf einem Track finde ich eine zu Tode gefahrene Schilkröte. Der Kopf und die vorderen Beine sind intakt, sie liegen sanft im Sand, der Rest ein Brei. Das ist das Traurigste aller Dinge auf meiner Reise! Bestimmt waren es die verantwortlungslosen Touristen mit ihren blöden Quads. Bei einem Date mit einem Mädchen von Genf finde ich Trost, wir schauen dabei dem Sonnenuntergang über Göreme zu.
Am letzten Tag fährt ein Holländer mit seinem Liegevelo ein. Seine Reise fädelt sich von Holland nach Iran. Er schleppt nach einem Einkauf im Supermarkt zwei weitere Tourenfahrer von Iran an. Für die gesamte Mannschaft, inklusiv den sehr netten Camping Besitzer, koch ich mit meinem Polaris Optifuel die gesamten Zutaten der leckeren Dürüms. Die Iraner schwärmen dabei von ihrem schönem Land und machen uns richtig gluschtig darauf.

 

Schwarzes Meer
Wie schon erwähnt liegt das Pontischen Gebirge im Norden, das zu bewältigen gilt. Nach Kayseri verwandelt sich die karge Flachlandschaft langsam in Grün. Es wird noch grüner, als ich den ersten Pass unter die Räder nehme. Sogar einen Platzregen, nach mehr als 15 Tagen Sonnenschein pur, verlängert meinen Mittagshalt. Ein schönes Camp finde ich im knietiefen Gras, neben einem Bach, kurz vor der Passhöhe. Ich inhaliere regelrecht das duftende Gras mit seinen Blumen. Erhofft habe ich, dass das Tal nach dem Pass nicht tiefer liegt als die anatolische Hochebene, denn wenn so, dann müsste ich nicht mehr so viele Höhenmeter zum nächsten Pass bewältigen. Weit gefehlt! Hochebene 1000m, Pass 2006m, nächstes Tal 700m, nächster und letzter Pass 2200m.
Das Ziel Şebinkarahisar (seht das 365° Foto) erreiche ich mit Müh und Not, es ist enorm heiss, es hat immer wieder steile Anstiege und zu meinem Entsetzen verliere ich die Höhe dadurch, dass alles wieder runter geht. Doch die Landschaft entschädigt fast alles. Die Stadt Şebinkarahisar liegt auf 1352m und wurde von Veteranen der römischen Armee gegründet. Nudelfertig hocke ich da und werde von einem Jungen angequatscht. Ich mache ihm klar, er solle mich in Ruhe lassen, weil ich sehr müde bin. Er lässt nicht locker bis ich im Restaurant seiner Eltern sitze und etwas feines zu Essen bekomme. Ich frage zugleich, ob ich im Hüttchen schlafen darf. Ja natürlich! Um 23 Uhr nach ihrer Ramadan Party wecken sie mich und sagen mir auf türkisch ich müsse gehen. Wie bitte!? Wir haben uns total missverstanden. Sie dachten, ich wolle hier nur ein paar Stunden schlafen, aber hier zu schlafen sei zu gefährlich wegen Betrunkene und Terroristen. So packe ich wieder zusammen und schleiche mich hinter das Spital, welches nebenan liegt. Kurz ausgeschnauft, kommt ein Auto angefahren. Polizei! Oh mann, ich brauche Ruhe, denn der 26 Kilometer lange Pass liegt immer noch vor mir. Nach der Passport Kontrolle lassen sie mich gehen. Finde ein weiteres Plätzchen, zwar immer noch hinter dem Spital, aber ausserhalb des Geländes. Nach dem Ramadan Frühstück kommt die gesamte Nachtschicht Mannschaft des Spitals, Arzt, Pfleger und Security. Ich solle mich hüten von den Wildhunden und vor der Spinne, deren Biss sehr schmerzhaft und nicht heilbar ist. So mache ich bis zum Morgengrauen kein Auge mehr zu.

Die Passfahrt führt mich durch ein enges Tal mit hohen Felsen. Auch hier wieder, Baumaschinen, die ein Tunnel graben, damit alles schneller geht. Oben erhoffe ich das Schwarze Meer zu sehen. Das Wunschziel muss man sich immer hart erkämpfen, doch diesmal leichter, weil es mehr als siebzig Kilometer bergab geht. Auch hier ist die Landschft ähnlich wie in der Schweiz, dunkelgrüne Bilder fange ich mit meiner Kamera ein. Das Schwarze Meer sehe ich erst nach der Abzweigung auf die Küstenstrasse!

Trabzon
Eben erst am Schluss der Königsetappe sehe ich das Binnenmeer und es hat nicht mal ein Plätzchen zum Schlafen, so erkunde ich die nächste kleine Strasse, die einem Flüsschen entlang führt. Eines der tollsten Nachtlager, ruhig, keine Menschenseele, im Grünen und das klebrige Zeugs am Körper wasche ich mit meinem smarten Base Camp Pro 10l (Industrie Winner 2015, Goldwinner 15/16) ab, das Wasser reicht auch noch, um die Kochtöpfe zu reinigen und meine Zähne zu putzen.
Der langweiligen Küstenstrasse folge ich bis nach Trabzon. Ich bin sehr enttäuscht von der Landschaft entlang des Meeres, das Wasser ist nicht sauber, die Städte sind in einem furchtbaren Zustand. In einem weiteren Warmshower/Couchsurfing niste ich mich ein. In der Nacht kommt noch ein Mexikaner dazu, der Victor. Gemeinsam besuchen wir am nächsten Tag das Kloster Sumela. Leider ist es geschlossen, aber wir klettern bis zum Eingang hoch, um es von nächster Nähe zu betrachten. Um 500n.Chr. wurde es 270 Meter oberhalb der Schlucht Altindere in den Fels gehauen und gebaut.
Ein weiterer Besucher kommt an, der Holländer auf seinem Liegevelo. Der Mexikaner, Holländer und ich besuchen die Höhle von Calköy. Die Höhle ist nur knapp 2 Meter hoch und erst nach 150 m gebückten Gehens kann man die Abtropfsteine und Stalagmiten sehen. Die Höhle ist ziemlich lang aber niemand weiss genau, wie lang. Aus gefundenen Überresten weiss man, dass sie früher als Behausung benutzt wurde. Eine detaillierte Forschung wurde bislang nicht durchgeführt.
Als Abschluss unserer Reise-Pause kochen wir gemeinsam die Zutaten von leckeren Dürüms.

Auf nach Georgien
Runold und ich verabschieden uns vom Rest. Gemeimsam wollen wir die Strecke Trabzon nach Batumi in Georgien erfahren. Nach 100Km fragt er mich, wie ich mich fühle. Ich sage, meine Beine fühlen sich immer noch gut an, sowieso nach dem ersten Wegweiser, auf dem Batumi steht. Das heisst für uns, neues Land, andere Kultur. Ich sage ihm, wir können noch einige Km weiter fahren und er zieht meine Gedanken auf seine Zunge, indem er sagt, wir können versuchen die ganze Strecke an einem Stück zu fahren. So ein Irrsinn!

Alle paar Km gibt er die Anzahl Km durch. Ich sage ihm, bei 150Km will ich einen 2. Lunch kosten. Wir haben nur leichten Rückenwind, ziemlich flach, alles Highway, entlang dem hässlichen Schwarzen Meer, vielmehr sind die Dörfer/Städte nicht ansehbar. Nach dem 1. Lunch kommen wir knapp unter einer Regenfront durch, bei der nächsten sind wir zu langsam. Nach dem 2. Lunch geraten wir in ein regelrechtes Unwetter, jedoch war es knapp warm, sodass wir unsere Regensachen nicht anziehen müssen. Kein Quadratmilimeter bleibt trocken. Das Schlimmste ist, der Regen wäscht so richtig meinen Helm durch, die gesamte Ansammlung von Salz und Schweiss rinnt mir  von den Haaren runter zur Stirn und dann in die Augen. Es ist schmerzhaft und brennt fürchterlich! Mit zugekniffenden Augen fahre ich soweit, bis ich es nicht mehr aushalte. In einem Restaurant wasche ich nicht nur meine Augen mit heissem Wasser aus, sondern auch den Helm schrubbe ich sauber.
Die Lastwagen wissen manchmal nicht  wie blöd sie hupen wollen, so ist es ohrenbetäubend, wenn einer uns überholt und auf gleicher Höhe seine Luft in die Röhre bläst. In einem Tunnel wo der Schall nicht entweichen kann, platzt fast das Trommelfell.
Bei ca 198Km passieren wir die Grenze zu Georgien. Ein richtiges Gaudi, alle Blicke sind auf uns gerichtet. Wie im Zombie Film, stehen sie zu Dutzenden rum und machen  Lärm.
Runold wird mehr beachtet als mich, schon den ganzen Weg seit Trabzon, da sie wahrscheinlich noch nie ein Liegevelo zuvor gesehen haben. Noch 17Km bis in die Stadt, es wird dunkel, seit der Grenze ist es komplett anders geworden. Schlechtere Strassen, mürrische Leute, aggressive Fahrer, die ihr Glied auf das Gaspedal glauben drücken zu können. Mit vielem Fragen finden wir das Hostel doch noch. Viktor, der Mexikaner, ist zwar schon da, aber nur weil wir ihm geschrieben haben wo wir logieren. Wir Gümeler haben also die Strecke von 216Km gegen einen erfahrenen Hitchhiker (Autostöpler) gewonnen!!
Meine Beine schmerzen ziemlich fest, jedoch sehr müde bin ich nicht. Zur Feier essen wir in einem Restaurant und geniessen georgische Köstlichkeiten.