Bulgarien
Fahrrad Kilometer: 420 Kilometer
Land und Leute
Von Rumänien nach Bulgarien benutze ich eine übergrosse Fähre und tuckere über die Donau. Auch dort hat sich der Grenzbeamte die Sprache Deutsch angeeignet.
Bulgarien empfängt mich mit aalglatten Strassen und einer schönen Hügellandschaft. Zusätzlich verwöhnt es mich mit leichtem Rückenwind. Da ich keine Wechselstube finde, gibts zum Mittagessen ein zweites Frühsück. Müesli habe ich meistens genügend dabei. Seit ich in diesem Land verweile, fallen mir immer die Augen zu nach der Mittagszeit. Ich mache sie nur auf, wenn ein Auto oder Truck naht.
Nach einem leichten Aufstieg blicke ich über weites Land mit Hügel in der Ferne. Es sieht einladend aus durch diese Gegend zu fahren, aber gleichzeitig ziemlich fremd. Nach einigen Kilometer erreiche ich doch schon diese Hügel wo sich eine grössere Stadt, Lovech, befindet. Durch eine schöne Schlucht führt es mich auf die andere Seite dieser Hügelkette. Ein schönes Tal schlängelt sich kunstvoll zu meinem ersten Pass in Bulgarien. Am Fusse des Passes liegt das hübsche Dorf Troyan, wo ich mich stärke und die Wasserflaschen auffülle. Die Passstrasse ist zwanzig Kilometer lang, steigt nie steil an. Um halb sechs komme ich oben an, beim Arch de Liberty, ein Denkmal vom 2. Weltkrieg an die verstorbenen Soldaten. Da es hier oben kühler ist zum Campen, als unten und der Ausblick ausgezeichnet ist, zelte ich direkt neben dem Denkmal. Koche ein leckeres Abendmahl und geniesse das Panorama.
Pass Abstieg
Am nächsten Morgen geniesse ich mein Frühstück und bin erstaunt über das Nebelmeer auf der anderen Seite wo ich mich gleich hinunter stürze. Aber bevor will ich den konstanten Wind ausnutzen und spiele ein bisschen mit meinem Gleitschirm auf einer schönen Bergwiese.
Die Abfahrt ist lang und kurvig. Immer wieder halte ich an und sauge die frische Bergluft ein und blicke runter ins Tal. Unten angekommen treffe ich den Markus Heeg aus Deutschland. Zu zweit fuhren sie von Dresden entlang der Donau, dann bis Sofia, der Hauptstadt von Bulgarien. Sein Freund nahm dann den Zug, um nach Istanbul zu reisen und er fährt nun planlos in der Gegend herum. Ich sage ihm: „ich fahre nach Athen. Komm doch mit!“
Wir vereinbaren einen Treffpunkt, weil er noch schnell den Pass befahren will und ich in ähnlicher Weise auch. Ich verstecke mein gesamtes Gepäck hinter Bäumen, packe meine Freundin und per Autostop gehts den Pass wieder hoch. Meine Freundin Ozone ist schnell startklar und gemeinsam geniessen wir einen wunderschönen Flug zurück zu meinem Fahrrad.
Berge
Bevor Markus und ich unser gemeinsames Nachtlager aufsuchen gehen wir leckere Sachen einkaufen. Nach dem Duschen im See kommt schon ein Mann und schimpft auf bulgarisch man dürfe hier nicht baden und auch nicht zelten. Doch nach einer Weile Fleherei grunste er nur und braust mit seinem super Bike davon. Das Land ist sehr schön, aber die Leute sind viel anders als in Rumänien. Nicht gastfreundlich, nicht kommunikativ und fahren hupend durch die Gegend.
Die Strecke nach Ploviv ist mühsam lang, flach, viel Verkehr. Am meisten hasse ich, wenn zwei sich überholende Autos entgegen kommen. Ein Revolver habe ich nicht und der Pfefferspray nützt nicht viel.
Es ist wieder sehr heiss, 30° Grad im Schatten. So trinken wir viel und schlecken Eis am Stiel. Hier kostet ein Eis nur vierzig Cents, bei uns in der Schweiz drei Franken oder mehr. Ich habe diesen Sommer noch nie soviel Eis geschleckt! An Strassenständen kaufen wir Früchte und Gemüse von den Bauern ab. Batak ist unser Etappenziel. Bis dahin geht es dreissig Kilometer hinauf, zuerst leicht dann gegen den Schluss bis zu 9%. Ich habe Kopfweh, weil mein Nacken so verspannt ist, meine Beine tun weh und bekomme langsam einen riesen Hunger.
Am Morgen bemerke ich, dass ich vergessen habe Müesli ein zu kaufen. Ohne Müesli überstehe ich einen anstrengenden Tag nicht. So packen wir alles zusammen und gehen ins Dorf Haferflocken suchen.
Die ersten dreizehn Kilometer, ohne Aufwärmen, steigt es nochmals bis wir endlich den Hauptkamm erreichen. Nun führt es uns durch atemberaubende Landschaften hindurch mit Wiesen, Bäumen und einer sehr ruhigen Strasse. Auf dieser Höhe fahren wir an drei grossen Stauseen vorbei, am letzten essen wir unser Mittagessen neben Jugendlichen, die laute Musik von ihren Autos hören. Anscheinend ist dieses Dorf eine Studentenstadt, es wimmelt nur so von den „ewig-Studierenden“.
Natürlich ist noch nichts von flacher Prärie zu sehen, so geht es weiterhin bergauf, bergab. Entlang der Strasse hat es viele Steinmeissler, die kleine Platten hämmern. Hin und da sieht man ein Lastwagen, die ganze Palletten davon transportieren.
Noch etwas für meine Züricher Freunde: ich blicke immer in jeden Firmenhof, weil ich mich interessiere, was die Leute hier so produzieren. Bei einer Baufirma erhasche ich nur für ein Bruchteil einer Sekunde einen Blick in den Firmenhof, weil ich mich besser auf die löchrige Strasse konzentrieren muss, aber da sehe ich ein alter Gabelstapler mit einem Zürcher Nummernschild! Legal importiert oder geklaut? In Rumänien und Bulgarien sieht man sehr viele importierte Fahrzeuge.
An unserem lezten Abend in Bulgarien machen wir es uns an einem schnell fliessenden Fluss gemütlich.
Euer Stephan
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Wusstet ihr, dass in Afrika viele Kinder täglich kilometerweit laufen müssen, nur um Wasser zu besorgen? Wasser, das dazu oftmals noch verseucht ist und sie krank macht!
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