Mein Tagebuch

 von meiner 1. Veloreis mit  Ueli Zahner (ab Napoli nicht mehr)

vom 5. Oktober 2002 bis 4. Dezember 2002

Route: Horgen – Italien – Sizilien – Tunis – Bizerte

= Bewölkt

π = Regen

= Sonne

w = Coupiert

__ = Flach

-^- = Mit Pass

Mein Tagebuch:

5. Oktober 2002≈ / __

Liebes Tagebuch

Endlich ist es soweit!

Ich wachte aus einem tiefen Schlaf heraus und dachte: Jetzt geht’s los!!

Ich ass mit meinen Eltern frühstück und sie gaben mir noch die letzten Ratschläge. Ich packte meine 7-Sachen zusammen und musste als nächstes zuerst einmal mein schweres Velo aus dem Keller schleppen. In der Tiefgarage fuhr ich zum ersten Mal in die Wand, weil es ziemlich schwierig ist zu steuern.

Viele Nachbarn schauten mir zu, als ich los fuhr und wünschten mir eine gute Reise. Die Route führte über den Hirzel (1. Schweisstropfen) – Cham – Luzern – Stans – Giswil zu meinem Velo-Reise-Kollege Ueli Zahner.

Meine lieben Eltern begleiteten mich noch bis Luzern, dort sassen wir in einem Restaurant und tranken etwas teures!

Mit tränenden Augen (ich hatte zum Glück meine Sonnenbrille auf *g*) verabschiedeten wir uns für eine lange lange Zeit….

Ich winkte noch ein letztes Mal von der Brücke, bevor sie im Blickfeld meines Rückspiegels verschwanden.

In Giswil angekommen empfing mich die Familie Zahner -lich.

Am Abend feierten wir den Geburri von Ueli, mit vielen Bekannten, Freundin, und seinen zwei hübschen Schwestern Barbara und Maja.

Den ersten Tag hab ich also gut überstanden, ich habe jetzt sogar 70 km (18Ø, 3h 55min)Vorsprung auf Ueli! Hehe

Morgen habe ich schon meinen ersten Ruhetag. Ich musste meine Reise um einen Tag vor verschieben, weil es am nächsten Tag (Sonntag) regnen wird.

Ich bin gespannt auf den Montag, wie wir ev. durch den Schnee waten müssen auf dem Gotthard.

Aber ich freue mich riesig auf unseren Velo Trip nach Afrika!

Bis bald…

7. Oktober 2002

76 km 4h 19 min 17.5 Ø ☼ / __

Liebes Tagebuch

Jeahh, heute haben wir unsere 1. gemeinsame Etappe gemacht.

Unsere Route ging von Giswil – Stans – Beckenried – Gersau – Altdorf – Gurtnellen.

Ich hatte die Distanz ein bisschen unterschätzt, es geht nämlich noch ziemlich weit das Tal hinauf nach Göschenen. Und Ueli hat es auch noch übel erwischt, 1. hatte er einen Hungerast eingefangen und 2. die Liebe zu Lydia (Uelis Freundin) steckte noch tief in den Beinen!

Wir beschlossen also, vor Göschenen unsere 1. Nacht zu verbringen. Wir fanden ein herziges Heuhüttli abseits von der Strasse. Es ist richtig gemütlich hier, ausser dass es so kalt ist. Endlich mal „Schlafen im Stroh“. Zu Essen gab es als Vorspeise Tomaten-Suppe, als Hauptgang Hörnli mit übriger Tomaten-Suppe.

Noch einen herzlichen Dank an Susi’s Gastfreundschaft; sie ist eine gute Köchin.

Im warmen Stroh schlafen wir sicher bald ein…

8. Oktober 2002

80 km 5h 10min 15.37 Ø ☼ / -^-

Liebes Tagebuch

Heute haben wir endlich den Gotthard – Pass bezwungen! Es war noch ein langer Weg und ziemlich steil, sowieso mit unserem schweren Gepäck.

In Andermatt wollte ich noch den „Küsche“ von den Fusels besuchen, aber er war nicht dort. Nach dem Mittagseinkauf gingen wir zum Bänz. Er zügelte seinen kleinen Laden in einen grösseren. (Bei ihm kaufte ich mir mein Trekking – Velo; und bekam zusätzlich viele nützliche Tipps. Ich bin dafür sehr dankbar.)

Sein Hilfs – Mech schmierte meine Kette, so dass sie endlich nicht mehr quietschte.

Unten am Gotthardpass bemerkte Ueli, dass sein hinter Rad wackelte. Wir verloren dabei etwa 1h um den Göpel zu flicken.

Oben angekommen tranken wir ein heisses Getränk, um unsere Glieder auf zu tauen. Dann ging es rasant bergab bis nach Biasca, dort mussten wir eine Wiese suchen, weil es schon langsam eindunkelte. Wir assen nur ein paar Stück Brot, da es uns stank was zu kochen.

Ueli meckerte immer, dass es miefte. Als ich es endlich auch roch, befahl ich ihm, er solle seine Schuhsohlen zeigen Negativ. Er befahl es mir auch: 1. Schuh neg., 2. Schuh pos.

Eine verdammte Hunde-Scheisse war dran!

Wir planten noch die weitere Reise…

9. Oktober 2002

87 km 5h 17.3 Ø π / __

Route: ….- Bellinzona – Luino – Varese-….

Liebes Tagebuch

Heute standen wir etwas frühzeitiger auf, obwohl ich wieder einpennte für ein halbe Stunde.

Nach dem Zelt Abbruch machten wir uns auf die Socken. Bei Bellinzona finden wir den erstbesten Velohändler auf, da Ueli immer noch mit dem Hinterrad Mühe hatte.

Am Anfang ging es der Hauptstrasse entlang, als plötzlich eine Verbotstafel kommt für Radfahrer. Wir kurvten daher auf den Landstrassen herum. Da machte das Wetter uns nen Strich durch die Rechnung. Es tröpfelte, aber zum Glück nur wenig bis Varese. Nach Varese ging es noch recht happig den Berg hinauf. In Varese entschieden wir uns, dass wir auf einen Camping gehen, da konnten wir endlich wieder einmal duschen. Als es nach dem Duschen wieder zu regnen begann, schleppten wir das ganze Zeugs in ein Zelt hinein. (So genanntes Spielzelt für die „Camping-Gast-Kinder“). Dort kochten wir und werden auch schlafen.

Heute geht es mir nicht so gut. Warum? Ist es wegen dem Wetter oder hab ich schon Heimweh oder….? Ich weiss es einfach nicht so genau.

10. Oktober 2002 ππ

Ruhetag

Liebes Tagebuch

Ich kann eigentlich nur scheisse, scheisse und nochmals scheisse sagen, obwohl es nicht ein all zu schönes Wort ist.

Bis jetzt hatten wir eigentlich nur immer Pech gehabt. Ueli hatte immer defekt, zuerst das hinter Rad wo schwabbelte, dann noch einen Speichenbruch, welchen er bravourös geflickt hat. Wir dachten, wenn wir in den Süden kommen ist es sicher warm und schön. Aber denkste, das Wetter schlug um. Was es gestern tröpfelte, goss heute der Petrus alle Kübel, die er gefunden hat zu uns hinunter.

Darum auch der Ruhetag.

Einen Ruhetag legten wir aber auch ein, weil wir beide krank sind. Letzte Nacht musste ich den ganzen Reiss wieder raus kotzen. Ueli hatte Durchfall und Bauchweh.

Was war schuld? Etwas falsches gegessen, oder Heimweh oder war es die Überanstrengung??

Das Wetter wird auch nicht gut. Am liebsten würde ich den Zug nehmen via Genua und von dort mit der Fähre direkt nach Tunesien….

11. Oktober 2002

104 km 5h35min 18.5 Ø ≈ / w__

Route: …-Como – Bergamo – Vario – Pandino

Liebes Tagebuch

Gestern konnte ich Dir leider nicht mehr schreiben, da es anfing zu regnen. Wieder einmal putzte beim Ueli eine Speiche. Aber jetzt wissen wir warum. Ihm fiel, zu Hause noch, die Kette vom grossen Ritzel Richtung Speichen, da hackte sie in alle Speichen ein, so dass sie fast alle tiefe Furchen bekamen. Also ersetzte Ueli alle andern auch. In dieser Zeit stellte ich das Zelt auf. Als es stand, pisste es schon wieder wie blöd auf uns herab. So hatten wir keine Zeit mehr zum Kochen, dieses schöne Buch heraus zu nehmen und schlüpften nur noch in den Schlafsack.

Das scheiss Zelt war undicht und es tröpfelte auf unsere Ärsche!

Zur Route: Am Anfang hatte es viel zu viel Verkehr, nachher so la la.

12. Oktober 2002

105km 5h30min 20.5 Ø ☼ / __

Route: Pandino – Lodi – Piacenca – Noceto

Liebes Tagebuch

Heute standen wir in einem ziemlich feuchten Zelt auf, da

es ja letzte Nacht reinpisste. Die ganze Wiese stand unter

Wasser, wobei wir uns entschieden, das Frühstück unter-

wegs zu verzerren. Wir radelten bis nach Lodi, um bei einem

Cola und Sandwich (hatte schon Hunger) die Weiterfahrt zu

studieren. Wir fuhren direkt in das Centro und kamen auf eine sehr schöne Piazza. Ringsherum hatte es Cafés. Zwei Polizisten kamen angewatschelt und bewunderten uns, was wir alles leisten. Nachher machten wir noch eine Stadtrundfahrt, um ein Veloladen aufzufinden, aber es hatte keinen.

Nahe Piacenza nahmen wir unser Frühstück ein. Es ging noch recht flott voran, bis der doofe Wind sich drehte.

In einem nächsten Kaff wollten wir das Velo-Stadion anschauen gehen, wo auch B. Risi siegen durfte.

Als die 100 km Marke kam, kauften wir im nächsten Laden ein, weil morgen Sonntag sein könnte *g*

Auf einer schönen Wiese geniesten wir zum ersten Mal den schönen Sonnen– Untergang. Es war so schön, dass mir die Idee kam ein 1. Foto beim Abendessen zu machen.

Im Zelt war es ungemütlich, da noch alles feucht war, aber ich freute mich auf den Brief vom Mami, den ich heute zufällig in der Landkarte gefunden habe.

13. Oktober 2002

171km 8h56min 19.1 Ø ☼ / -^-

Route: Noceto – Fornovo – Borgo val di Taro – Passo di Becetello – Pontrémoli – Aulla – Sarzanna – Massa – Pisa

Liebes Tagebuch

Heute war’s ein mega schöner Tag; hatte zwar Krach mit Ueli, aber das dauerte nicht lange und ich hatte ihn los!

In der Nacht hat er das Zelt, wegen zu warm, offen gelassen. Bis ich dies bemerkte, hatte ich schon dutzende Mückenstiche. Weil es mich derart bieste, konnte ich kein Auge zu tun. Noch in der Nacht scheisste ich ihn laut zusammen. Das vermochte er anscheinend nicht verkraften, und schimpfte daher am Morgen zurück. Ich sagte ihm, ich esse an der Strasse, wie gestern, frühstück. Als ich auf ihn wartete, flitzte er einfach vorbei und davon. Na ja mir egal, vielleicht sehen wir uns in Pisa wieder.

Nach dem Essen fuhr ich also alleine weiter.

Zuerst war es hügelig dann stieg es 38 km leicht bergauf. Auf dieser Strecke sah ich ein Hund, der kürzlich angefahren wurde. Als ich vorbei fuhr, schaute er mit seinen traurigen Augen mir nach; traurig! Ich weiss nicht, ob er jetzt tot ist.

Dann hiess es 30 km bis zum nächsten Dorf über ein Passo. Ich wusste überhaupt nicht wie lange es steigen würde. Nach einem Schoggi-Power-Bar fegte ich die Strasse hinauf.

Mega schön, sogar fast keine Autos und die schöne Sonne kam endlich mal hervor und drängte die Wolken zur Seite. Plötzlich war die Strasse zu Ende!! Was soll das?

Wahrscheinlich ein Erdrutsch. Aber zum Glück gab es noch eine mega holprige Strasse, die nach 400m in die alte Strasse mündete. Oben angekommen war ich überrascht, denn es waren nur 10km, die restlichen 20km gingen bergab, aber Vorsicht: die Strasse war recht holprig, aber noch alle Speichen sind intakt.

Es war herrlich, bis kurz vor La Spezia ging’s runter, ich bog aber dann Richtung Massa ab. In Aulla, war schon 15 Uhr, ass ich endlich Mittag. Ich studierte die Karte und überlegte, ob es möglich wäre, bis nach Pisa durch zu fahren. Beim Kilometer Zusammenzählen, merkte ich, dass es nicht ging.

Ich fuhr links vor La Spezia vorbei, und als ich in Sarzanna war und auf der Anzeigetafel sah, dass es nur noch 55km nach Pisa geht, heulte ich den Motor auf. Bis zu 30 km/h preschte ich auf der Aurelia; jauchz!

Knapp vor 7 Uhr kam ich erschöpft in Pisa an und fand schnell einen Camping Platz. Ich wusch meine Kleider, kochte was feines, telefonierte meinen Eltern, schrieb Tagebuch…. schnarch….tz,tz…

Es war ein strenger Tag, aber mega ultra schön, der Schönste bis jetzt!!

Und ich bin auch stolz auf mich selber, was ich heute alles geleistet habe!!!

14. + 15. Oktober 2002 ≈ /

2 Ruhetage in Pisa.

Faulenzen, alles waschen und trocknen, einkaufen, weitere Touren aushecken, und den schönen, schiefen Turm Pisa fötele.

Dieser Turm ist wirklich sehr eindrücklich. Im Fernseher oder in den Zeitungen sieht man es nicht so imposant. Wenn man davor steht kommt es einem viel krasser vor!

Auch das totale runde Gebäude ist fantastisch schön. Erstaunlich ist einfach die Rundheit und die Strukturen.

P.S.: Zufällig erblickte ich Ueli in einem Café mit seinem Vater und seiner Freundin (sie besuchten ihn; wahrscheinlich schon Heimweh gehabt). Wir machten wieder Frieden und machten am nächsten Tag vor seinem Hotel ab, zur gemeinsamen Weiterfahrt…

16. Oktober 2002

80km 4h25min 17.9 Ø ☼ / -^-

Route: Pisa – Pontedera – Ponsacco – Volterra

Liebes Tagebuch

Ich kann Dir nur eines sagen: fantastisch!

Diese Toskana habe ich so noch nie erlebt, und doch bin ich schon einige Male hier gewesen. Wahrscheinlich einfach am falschen Ort (Folonica).

Es ist eine Landschaft mit 1001 Hügelchen. Endlich bin ich auch in dieser Gegend angelangt, wo ich schon immer hin wollte auf dieser Reise. Kleine schmale Strassen mit wenigen Autos, einsame Gegend, Strassen, die schlängelnd hinauf auf die Hügeln und wieder hinunter führen.

In Pisa, ist wie abgemacht worden, Ueli erschienen. Zwar mit einer ¼ Stunde Verspätung, typisch, aber wir sind in Frieden losgeradelt.

Als wir anfangs Hügellandschaft waren, spickten wieder 2 Speichen bei Ueli’s hinter Rad heraus. Auf Volterra hinauf machte ich einen Formtest und hängte mich an einen alten Tschinggen ran. Gelungen war er auf jeden Fall, denn ich sah Ueli bzw. ich hörte sein Spucken und Schnäuzen nicht mehr.

Unterwegs sahen wir noch eine ca. 80. cm lange tote Schlange. Sie sah richtig gefährlich aus. Nun sass ich auf einer alten Ruine auf Volterra und kann die ganze Gegend von oben aus betrachten. Herrlich!

17. Oktober 2002 windisch

77 km 4h 56min 15.6 Ø ≈ / w

Route: Volterra – Colle – Siena – …

18. Oktober 2002 kalt/windisch

90 km 6h 8min 14.6 Ø ☼ / w-^-

Route: … – Mantalcino – Castel del Piano – Arcidosso – Piancastagnaio – …

19. Oktober 2002

111 km 6h 18min 17.6 Ø ☼ / ww

Route: … – Lorenzo Nuovo – Marta Piansano – Tuscanica – Vetralla – Bracciano

20. Oktober 2002

60 km 3h 9min 17.3 (22) Ø ☼ / w

Route: Bracciano – Roma

Liebes Tagebuch

Wir sind bereits in Rom angekommen. Wir fuhren quer durch die Toskana. Die Toskana ist eine traumhafte Landschaft. Manchmal meint man, man sei in der Schweiz, weil die Bäume und die Landschaften ähnlich aussehen.

Und erst die Dörfer auf den vielen Hügeln. Wir fuhren fast immer in die Dörfer hinein, um sie zu betrachten. Einige sind voll von Touristen, die anderen Menschen leer.

Vor Siena hatte Ueli schon wieder 2 Speichenbrüche. Wir änderten deshalb unsere Route und fuhren über Siena, um dort einen Veloladen Aufzusuchen. Ueli hat grad ein neues Rad für 80 € gekauft. Insgesamt wechselten wir 10 Speichen aus!!

Am 18.10. war es am strengsten. Von Montalcino bis nach Piancastagnio ging’s immer auf und ab, aber nicht nur kurze Aufstiege sondern Pass-mässige! Es war hart, aber die lange Abfahrt von Pianc. war himmlisch.

Als wir am Sonntag in Rom ankamen, merkten wir bald, dass es mitten in der Stadt sicher kein Camping hat. Wir fragten an der Touristik-Info, wo es eine JH hat. Wir fanden sie noch recht schnell, auch, wenn sie nicht mehr auf dem Stadtplan eingezeichnet ist.

Eine Nacht kostete ca. 17 €.

Am Nachmittag sahen wir noch den PAPST. Live! Er machte einen zittrigen Eindruck und führte gerade den Sonntagsgottesdienst durch.

Nun ist Ruhezeit angesagt.

21. + 22. Oktober 2002 ☼ / ☼

2 Ruhetage in Rom

Liebes Tagebuch

Wir haben uns entschlossen noch einen Ruhetag anzuhängen. 1. Weil unsere Beine noch weh taten, 2. Weil Rom eine schöne Stadt ist mit vielen Sehenswürdigkeiten und wir noch in den Zoo gehen möchten und 3. Weil wir erst anfangs November bei Rick sein wollen (ca. 100 km nach Napoli). Er kommt uns besuchen auf einer Farm, die er wahrscheinlich auf seiner Reise kennen lernte.

Am Montag nahmen wir ein reichliches Frühstück ein, welches man zwar noch drauf zahlen musste, wenn man zu viel genommen hat. Danach machten wir eine riesige Stadt – Tour. Zum Glück haben wir je ein Velo dabei. So konnten wir immer zu einem Objekt fahren, es abschliessen und dann wieder weiter. Das San Angelo Objekt konnten wir nur von aussen anschauen Lundi chiuso. (Objekt: wir wussten nicht immer genau, ob es um eine Kirche oder um was anderes handelte!!)

Dann ging’s zur S.Pietro Kirche. Wir liefen einfach an der mega langen Wartschlange vorbei, um in das Innere des Kolosses zu gelangen. Eine riesige Kirche! Ca. 3x länger, als unsere Kirche zu Hause.

Wir staunten nicht schlecht, was diese Römer gebaut haben. Wir knipsten en paar Bilder und verschwanden wieder nach draussen. So konnten wir gerade sehen, wie die CH-Garde sich ablöste.

Nun ging’s wieder quer durch die Stadt zum Botanik-Garten Chiuso, S. Mari Kirche, Piazza Venezia; war sehr sehr eindrücklich. So was Riesiges konnten nur die Römer bauen!!

Dann ging’s zum Kolosseum, das riesig von vorne erscheint mit den hohen Mauer. Wir umliefen das Koloss und begegneten immer wieder „Römer-Clowns“. Als ich Hunger verspürte, wollte ich nach einem Plätzchen Ausschau halten. Da sagte Ueli, -komm wir gehen lieber zu unseren Velos zurück. -Ach was, die sind noch weit weg. Nein, sie standen direkt vor uns. Da sah man, wie winzig dieses, in Films gross erscheinende Koloss, doch klein ist.

Am Dienstag verbrachten wir den ganzen Tag im Zoo. Es ist ein wunderschöner und grosser Park mit vielen schöne Tieren.

Am Abend gingen wir nochmals ins Internet-Café und dann auf eine schöne Piazza, um unsere Karten zu schreiben.

Morgen reisen wir wieder weiter. Wir verbrachten 2 sehr schöne Tage in Rom.

23. Oktober 2002

75 km 4h 27min 16.8 Ø ☼π / __

Route: Rom – Tivoli – Carsoli

Liebes Tagebuch

Du glaubst es nicht, aber als wir gestern Abend in die JH wollten, streckte ein Tschingg uns ein Ticket vor die Nase. Wir fuhren eben noch schnell beim Olympia-Stadion vorbei, weil es hell erleuchtet war und dichter Rauch aus dem Innern des Stadions qualmte.

Es war ein Uefa Cup Ticket!!! Ich glaubte es fast nicht und überredete Ueli mit zu kommen. Wir markten es noch bis auf 10 € runter. So konnten wir unser erstes (letztes?) Uefa Cup Spiel schauen gehen. Es spielten Rom – Genk (0 : 0). Die Stimmung war riesengross. Wir standen mitten in der Fan-Schar. War Super! Leider gab es kein Goal!!

Am Morgen packten wir wieder unsere 7 – Sachen zusammen und verliessen das schöne Rom. Ich fand den Weg aus dieser riesigen Stadt herrvoragend hinaus, Richtung Tivoli. Tivoli war schon von weitem zu erkennen, da es eine Stadt ist, die auf den ersten Hügeln nach dem Flachland kam. Wir radelten also wieder einmal bergaufwärts.

Plötzlich überholte uns ein Sahara – Monster – Truck von einem Wohnmobil (sollte es sein) ganz nahe. Wir fluchten! Wir machten ab, wenn wir ihn oben antreffen, fragen wir ihn zuerst, wo er hin reist. Wenn er sagt, er reise durch die Wüste, wo wir ja auch hin wollen, bleiben wir weiterhin höflich; wenn nicht, scheissen wir ihn zusammen. Oben gingen wir in den Park, assen unsere gekauften Sandwichs und geniesten den tollen Ausblick bis nach Rom.

Tatsächlich sahen wir ihn wieder, der mit der Seilwinde vorne dran (wie zieht er sich auf eine Düne ohne Bäume?). Wir fragten ihn, wie abgemacht, wo er hin wolle: Er wolle nur sein neues Vehikel ein bisschen ausprobieren. Wir liessen es mal mit zusammen scheissen und plauderten noch ein Weilchen über Reisen. Er war schon mal mit einem anderen Wohnmobil bis nach Kapstadt gefahren. Wow!

Bis nach Castroli waren es noch 40 km, die flott voran gingen. Kurz bevor ging noch ein Platzregen, vor die Füsse; wir standen eben unter.

Als Schlafplatz fanden wir ein modern eingerichtetes Hüttli, welches wir vor dem kommenden Regen benützten. Der Kochherd ging leider nicht mehr, doch das Heu gab schön Wärme ab.

Wir sangen noch ein wenig im Gesangbuch, bevor wir friedlich einschliefen……

24. Oktober 2002

102 km 6h 16.9 Ø ☼ / -^-

Route: Carsoli – Avvezzano – Luco – Parco di Abruzzi

25. Oktober 2002

87 km 4h 13 min 20.6 Ø ☼ / -^-

Route: Parco di Abruzzi – Barrea – Alfedena – Venafro – …

Liebes Tagebuch

24.10.

Am 24. hatten wir wieder das schönste Wetter, welches bis heute super mithielt. Ich habe schon gut erblickbare Rändli an den Armen und Beinen bekommen.

Gestern Morgen mussten wir zuallererst, ohne aufwärmen, einen 12 km langen Pass hinauf quälen. Oben machten wir ein Beweis-Foto. (1200 m. ü. M.). Schon in der Mitte und auch oben des Passes konnten wir die herrliche Aussicht geniessen. Nach einer rasanten Talfahrt, nahmen wir in einem hübschen Café ein Lemon ein. En alte Tschingg mit Mapei – Mütze bestaunte uns und quatschte irgendwas.

Danach ging es auf einer riesigen Talebene, die von vielen Bergen (Hochebene) umzäumt ist, Richtung nächsten Pass. Vor dem Pass dachte ich, ich würde diesen nicht mehr schaffen, wegen den weh tuenden Beinen. Ueli zog noch was aus und ich fuhr langsam den Hügel empor. Doch siehe da, es lief mir immer besser, so dass ich oben ein paar Minuten auf Ueli warten musste.

Auf dem Pass hatten wir die Grenze des Parco Nat. di Abbruzzi überschritten. Wir hofften immer, dass wir Bären sehen werden und streicheln können. Runter vom Pass (1400 m. ü. M.) fuhren wir mit bissiger Kälte in ein kleines Tal hinab. Da wir nichts zahlen wollten für den Camping (wild campieren verboten) suchten wir ein stilles Plätzchen. Hatte Konsequenzen….!!

Wir assen in der Kälte Reis à la Stephano, den ich aber nicht fertig ass, wegen dem komischen Gewürz Geschmack. Ich hatte Angst, ich müsse wieder kotzen. So ass ich ¾ des Nutella Glases leer! Mmmhh….

Im Zelt lasen wir noch ein Stück im Buch, als wir plötzlich komische Geräusche hörten. Ueli meinte, es seien Bären; ich lachte ihn aus. Nach einer halben Stunde wurde es so deutlich, dass wir definitiv erkennen konnten, dass es Bären-Brummen war. Ueli hatte solche Angst, dass er sogar ins Hotel flüchten wollte, dass sich gerade nebenan befindet. Ich grinste nur, aber mit der Zeit bekam auch ich Herzklopfen! Doch nach geraumer Zeit schlief ich ein und Ueli hatte eine schlaflose Nacht. *g*

25.10.

Heute mussten wir leider schon wieder das sehr schöne Bärental verlassen. Wir wollten noch einen Tag bleiben, um ein bisschen zu wandern, damit wir doch noch einen Bär sehen könnten. Aber es war zu kalt, um zu bleiben. Wir verliessen das kleine Tal über einen Hügel. Nach einer schnellen Abfahrt, ging es schon wieder den nächsten Pass (6 km) hinauf. Auf halber Höhe hatte Ueli Plattfuss. Er flickte, ging etwas 3x nicht, und ich sonnte mich an der Sonne und schrieb Karten. Der Ausblick auf diesem Pass-Strässchen war genial, man konnte die schönen hohen Abruzzen Bergen und das weitläufige Tal sehen. Hier könnte man gut Gleitschirm fliegen!

Nach dem Pass ging es alles runter bis zu unserem nächsten Zeltplatz. Unterwegs erschreckte mich noch einen Hund grässlich. Ich dachte schon, er renne mir vors Rad; zum Glück war er angebunden.

Auf der Hauptstrasse winkte ich einem Truck, er solle abhauen (mein Fehler), dafür überholte er uns, so dass wir fast überfahren wurden. Ich machte dieses Zeichen, weil jedes 2. verdammte Fahrzeug hupte! Das regt auf mit der Zeit!!

Wir fanden einen Zeltplatz mitten im Wald. Da wir ja schon wieder fast auf Meereshöhe sind, ist es ziemlich warm, und ich kann dir ausserhalb des Zeltes schreiben…

Schade haben wir die Abruzzen hinter uns gelassen, denn es war wieder einmal traumhaft schön, wie in der Toskana!

Morgen fahren wir nach Napoli…

26. Oktober 2002

98km 5h 48min 16.9 Ø ☼ / __

Route: … – Sparanise – Qualiano – Napoli – Ottaviano

Liebes Tagebuch

Waaahh! Was für ein grässlicher Tag!!

Schon am Morgen stand ich mürrisch auf. Dreckig in einem Schlafsack liegen. Und eine stickige, dickige Luft.

Weiter ging’s auf der Tour bei Ueli mit einem Plattfuss. Ich erblickte dafür eine schöne Signoritta.

Vor Napoli war alles flach. Schnurgerade Strassen, die nicht aufhören wollten. Links und rechts Getreidefelder, so weit das Auge reicht. Auf einem Feld hatte es ein Dutzend voll Büffel. So wie ich gehört habe, macht man aus denen ihrer Milch originaler Mazzarella Käse.

Zu Mittag aßen wir gerade neben einer Nutte. Recht viele Autos hielten an, doch auch viele gingen leer aus. Vermutlich war sie zu teuer.

Wir kamen immer weiter an Napoli heran. Je näher wir an diese Stadt kamen, je dreckiger wurden die Strassen (und holprig). Manchmal türmten riesige Müllhalden, direkt neben der Strasse auf; igitt!

Eine Stadt vor Napoli (etwas mit Q) war, oder ist immer noch eine Sterbehilfe. Unzählige Autos fuhren kreuz und quer. Fussgänger, die einfach über die Strassen liefen und dann noch die löchrigen Strassen!!

Plötzlich erblickten wir eine riesige Stadt vor uns, das Meer und einen grossen Hafen. Wie sich herausstellte war dies tatsächlich Napoli.

Ich freute mich schon auf eine Dusche und damit wir die dreckigen Kleider waschen können. Wir stachen hinunter zum Centro, aber oh weh! Diese dreckige Stadt, diese verd.. Strasse, ein reines Chaos!

Unten im Hafen entschieden wir uns, wieder aus der Stadt heraus zu fahren. Ich fluchte den ganzen Weg, bis ich eine Bar erreichte, wo ich ein Lemon trank und 2 Glacé ass.

Ich könnte jetzt dieses ganze Buch voll schreiben mit Fluchwörtern und Beschimpfungen, aber das hätte keinen Wert.

So eine scheussliche, dreckige Stadt mit einer katastrophaler Strasse, habe ich noch nie erlebt!! Wäh, pfui!

Einen Zeltplatz fanden wir auch fast nicht, weil es rund um den Vesuv-Berg eine einzige Stadt ist. Also sagte Ueli einmal, wir könnten mal da hinauf fahren. Uff! War das eine steisserei. Den halben Weg sind wir gelaufen, weil man immer wieder im Sand stecken blieb. Am Schluss ging’s noch ein senkrechtes Strässchen hinauf, wo ich mit den Schuhen durchspulte; Ueli kam mir zur Hilfe. Wir sind also fast auf den Vesuv gefahren oder meinten es zumindest. Dafür fanden wir einen super schönen Zeltplatz mitten in der Trauben-Plantage und Blick auf die ganze Stadt-Ebene.

Ich sitzt jetzt auf einem Stühlchen und geniesse die Rundsicht. Man kann so richtig träumen…

27. Oktober 2002

75 km ☼ / w

Route: Ottaviano – Moschiano – Avellino – Solofra

28. Oktober 2002

42 km ☼ / __

Route: Solfora – Nocera – Pompei

29. Oktober 2002 ☼ / __

Route: Pompei – Ottaviano – Pompei – Sorrento – M. di Cantone

Oh, du liebes Tagebuch. Ich bin so glücklich und erleichtert, dass ich dich wieder habe.

Am 27. sind wir los gefahren Richtung Solofra, wo wir Bekannte besucht haben von Ueli.

Unterwegs hatte Ueli, nach einem 12 Km Mordspass, schon wieder nen Platten. Während er am Flicken war nuschelte ich ein bisschen in meinen Sachen rum. Plötzlich bemerkte ich, dass das Tagbuch nicht mehr da war. Oh Gott! Ich war gerade ein bisschen traurig, aber auch gleichzeitig ein wenig wütend, da ich schon wieder auf Ueli warten musste. Er hatte nach einer Stunde einen riesen Wutanfall. Ich hatte schon den Helm angezogen, da machte es pfff… Vor lauter Wut schmetterte er seinen Helm auf den Boden, so dass er in der Mitte gerissen war; haha! Ich konnte nur ins Fäustchen lachen.

Wegen dem Tagebuch war ich fest entschlossen, nochmals zurück zu fahren! Spät am Abend gelangten wir zu den Bekannten. Sie begrüssten uns herzlich. Ich hatte einen riesen Kohldampf und ass für 3.

Wir konnten in einer sehr schönen Italiener-Wohnung schlafen.

Das Morgenessen nahmen wir alleine ein, weil alle arbeiten und in die Schule gehen mussten. Wir entschlossen uns am Mittag wieder los zu fahren nach Pompei. Wo ich dann am nächsten Tag mein Buch holen kann…

Sie hatten absolut nichts dagegen, dass wir schon wieder gehen (!!). Wir bedankten uns vielmals und reisten mit frisch gewaschenen Kleidern weiter.

Solofra ist übrigens ein Dorf mit sehr viel Industrie. Alle Fabriken stellen Leder her.

In Pompei fanden wir einen schönen Zeltplatz, der mitten in der Stadt war.

Am Abend glotzte ich noch bei einem Fussballspiel zu, welches gerade nebenan war. „Pepe“ war der beste!

So, und heute machte ich genau das, was Dich und mich wieder froh und munter macht. Ich suchte dich, wo ich Dich vergessen hatte. Ich ging also alles wieder zurück nach Ottaviano. Radelte wieder den steilen Stutz hinauf, seckelte das letzte Stück zu Fuss hinauf, nahm das Tagebuch auf der Mauer…. nanu, es war nicht mehr hier. Ich suchte überall; da tauchte einen Pilzsammler auf… Do you speak english? –No. Wir konnten uns deswegen doch recht gut verständigen. Am Schluss kam heraus, dass sein kleiner Sohn das Buch mitgenommen haben musste zu sich nach Hause. Er nahm mich also mit zu sich nach Hause und wir suchten nach dem verflixten Buch. Es lag im Nachtischchen. Ich wollte dem Bambini einen kleinen Finderlohn geben, doch der Vater steckte es mir wieder ein. Er bot mir noch einen Kaffee oder Whisky an. Kaffee hab ich nicht gern und Whisky Velofahren.

Ich sagte 5x oder mehr danke und gab ihm noch meine Adresse. Er bereiste auch schon sehr viele Länder, aber mit dem Motorrad.

Vor Sorrento traf ich wieder Ueli an, der dort gewartet hat.

Bei der Abzweigung, auf der Halbinsel, zu der kleinen Strasse, welche auch um die Halbinsel führt, kam es erneut zu einem Streit. Ich erklärte ihm ganz nett, dass dies die Strasse auf der Landkarte sei, die nach M. di Cantone führt, weil es vorher eine Tafel hatte, wo draufstand: 10 Km bis M. ….

Er wollte dies nicht glauben, auch nicht nach dem 3. Mal, und behauptete noch stinkfrech, ich hätte bis jetzt eh noch nie einen Weg gefunden!! Da lupfte es mir den Deckel und bin nach M. gefahren. Unterwegs überlegte ich mir, wenn er von hinten kommt, sage ich ihm: Auf Nimmerwiedersehen. Aber es kam ganz anders, er kam und sagte; von jetzt an fahre er alleine. Ich willigte natürlich sofort ein, da ich ja dies auch vorhatte.

Kurz darauf, nach dem Händeschütteln, brach bei mir ne Speiche. Zum Glück kam gerade die Strasse nach M. und so musste ich nur noch runter fahren, bis der Camping kam. Es ist ein schöner Camping mit Blick auf das blaue Meer.

Ich flickte noch das Rad, aber zum Zentrieren hatte ich keine Lust mehr.

In der Abenddämmerung lief ich zum Meer runter und genoss das Leben und freute mich, dass ich nicht mehr mit Ueli fahren muss. So muss ich nie mehr warten, kann sagen was ich will, ohne dass jemand motzt, und kann so schnell und so weit fahren wie ich will!

Aber ich bin ja nicht ganz alleine, ich habe ja noch den Bärli und das Säuli, die mich beschützen….

30. Oktober 2002

Ruhetag

Heute machte ich mir zur Feier des Tages (des Alleinseins) ein Grande-Müesli. Müesli, Ananassaft und eine feine Banane. Mmmhh, war das lecker. Ich sass noch ein Weilchen auf dem Stühlchen und genoss die warmen Sonnenstrahlen, das Meer und der schöne Berg mit Felsen, wo oben eine Ruine steht. Wunderschön!

Dann zentrierte ich mein Rad; mann war das ein Steiss!! Hatte etwa 2 Stunden dran. Momentan hab ich ein mulmiges Gefühl im Bauch, wegen dem Velo.

Grund: Ich habe das Rad jetzt ganz gerade drin, aber jetzt streifen immer die Bremsen dran. So setzte ich es krumm ein, damit die Bremsen in der Mitte des Rades sind. Beim nächsten Veloladen werde ich mal kurz vorbei schauen….

Wenn das Wetter morgen gut ist, werde ich weiter ziehen, sonst lege ich noch nen Ruhetag ein. Es ziehen nämlich jetzt schon Wolken auf.

Jetzt flaniere ich noch ein bisschen, bis es Abendessen gibt: Reis mit Onkel Ben’s Sauce.

31. Oktober 2002

82 Km 5h 16.3 Ø ☼ / w

Route: Marina di Cantone – Praiano – Salerno – Pattipaglia –

Liebes Tagebuch

Heute schwitzte ich Nervengas! Am Anfang scheint alles zu klappen, aber als ich vom Camping hinauf auf die Strasse kam, waren wieder ein paar Speichen locker. Ich zog sie an und zentrierte das Rad erneut, so gut es ging.

Übrigens war der Camping kostenlos. Ich sparte also 2 schöne Nächte. Es war einfach „niemand“ dort.

Die ganze Küste fuhr ich nun mit einem ziemlich grossen „Achti“ entlang. Die Gegend an der wilden Küste war himmlisch, es kamen immer wider kleine Buchten mit einem Dörfchen. Ich konnte es aber kaum geniessen, weil ich immer um mein Rad bibbern musste, ob es halten würde bis zum nächsten Velomech. Endlich nach 40 Km kam einer. Uralte und dreckige Werkstatt, aber er konnte es gut flicken.

Ich stieg wie ein Engel auf mein Rad und preschte nach Salerno. Ist noch eine schöne Stadt, mit guten Strassen, gepflegt, sauber, einen grossen Hafen…

Am Schluss flitzte ich in voller Fahrt auf der Küstenstrasse dahin, die nach Agropoli führt. Etwa 15 Km nach Salerno machte es wieder Gling!!!

Verflucht!

Nebenan war gerade der Strand, und so stellte ich mein Nachtlager gerade mal 10 Meter vor dem Meer auf. Da ich früh dran war, flickte ich mein Rad, grad sofort. Dieses Mal ging’s viel leichter. Dabei hab ich sogar was gelernt: Nach einem Speichenbruch sofort flicken, nicht noch lange rumfahren, sonst geht es immer mehr kaputt(er).

Ich kaufte mir noch ein Pommes-Chips und setzte mich ans Meer, um so den stressigen Tag ruhig ausklingen zu lassen…..

1. November 2002

105 Km 5h 30min 19.1 Ø ☼ / w

Route: … – Acropoli – S. Mari di Castellabate – Ascea – Marina di Camerota

Liebes Tagebuch

Ich schlüpfte wieder um 6.45 Uhr aus dem Schlafsack; jetzt kann ich ja so früh aufstehen, da Ueli nicht mehr anwesend ist. Wo steckt er überhaupt? In Salerno, nicht weit von mir, oder hat er keinen Ruhetag eingelegt so wie ich? Oder ist er schon nach Hause gefahren??

Die Gegend war genauso schön, wie die Halbinsel zuvor. Fast keine Autos, viele Töfffahrer und ganz hübsche Dörfchen. Um halb 11 Uhr ass ich schon Mittag, weil ich schon 50 Km in den Beinen hatte. Auf der Ebene konnte ich noch ca. 10 Km einer Spider-Gruppe „nache bolze“.

Wie letzte Nacht habe ich ein Zeltplatz nahe am Meer gefunden. Ich wusch mich heute mit dem Waschlappen, da ich heute stark schwitzte. Der Zeltplatz liegt ein bisschen ungünstig, da noch viele Leute am Strand spazieren gehen. Das Velo war tiptop, es knistert nur manchmal in den Gängen, was ich mal anschauen muss. Den Sonnenuntergang kann ich schon wieder nicht beobachten, wegen dem Wolkenfeld.

2. November 2002

80 Km 5h 15 Ø ☼ / w

Route: Marina di Camerota – Sapri – Prája a Mare

4. November 2002

Liebes Tagebuch

Das ist jetzt der 2. Tag, den ich hier in Praja del Mare bin. Es gibt 3 Gründe dafür: 1. Ich wollte die alten Burg-Ruinen und die Insel, die keine 10 Meter vom Festland entfernt ist begutachten. Aber die Ruine war zu und die Insel konnte man nicht betreten, weil sich Wasser zwischen Insel und Festland befindet. Ich dachte man könne über die Felsen dorthin gelangen.

2. Das Wetter hat wieder umgeschlagen. Es regnet schon 2 Tage, aber nur immer wieder ein bisschen; Zum Glück! Sonst wäre mein Zelt unter Wasser. Es hat eine Leckstelle.

Und 3.: ich wollte ein neues Rad kaufen, aber in Italien kann man das anscheinend nicht und eins bestellen geht auch nicht. Morgen fahre ich mal risiko-freudig weiter. Mal schauen, ob das Rad hält. Warten bis ein neues aus der Schweiz kommt will ich nicht, denn Praja ist kein schönes Dorf. Hat nicht einmal ein Internet Café oder ein Hafen!

5. November 2002

130 Km 6h 6min 21.1 Ø ≈ / __

Route: Praja del Mare – Gizzeria Lido – ….

6. November 2002

95 Km 5h 35min 17 Ø π / w

Route: … – Pizzo – Mileto – Rosano – Palmi – Scilla

Liebes Tagebuch

Gestern konnte ich nichts mehr schreiben, weil ich

zu müde war. Es gab auch nichts besonderes zu berichten, ausser dass ich völlig kaputt war.

Ich setzte mir ein Ziel, dass ich mindestens 100 Km machen werde; es sind halt 30 mehr geworden. Es war auch eine langweilige Strasse, die immer gerade aus ging und flach war. Autos hatte es nicht einmal so viele gehabt. Am Anfang war es noch das schönste Wetter, aber als ich beim Mittag essen (bei 85 Km) war, zogen schwarze Wolken auf. Und es windete immer mehr. Die letzten 50 Km schnagte ich voll gegen den Wind.

Als es anfing zu tröpfeln, suchte ich schnellstens ein Plätzchen, um zu schnarchen. Ich fand eins mitten auf einem Strässchen, das mitten durch eine Plantage führt.

Heute Morgen konnte ich das klitschnasse Zelt, da es regnete in der Nacht, wieder einpacken.

Ich fuhr los, immer Richtung Reggio di Calabria.

Ich konnte mich gerade noch einfahren, bevor schon der erste Stutz kam. Der war so lang, dass ich oben in die Patisserie gehen musste. Der zweite Stutz vom heutigen Tag wollte nicht mehr aufhören. In der Mitte ass ich Brötchen mit Nutella! Doch als ich anfing zu essen, kam ein Wasserfall vom Himmel herab. Ich hockte unter einem Vordach und ass weiter. Ein Italiener, der Erbarmen mit mir hatte, schenkte noch ein Limo für mich aus. Ich zog dann alle Gore-Tex Sachen an und pedalte das letzte Stück hoch.

Das Tagesziel rückte immer näher, doch je näher umso kälter wurde es. Plötzlich sah ich die grosse Insel Sizilien vor mir. Juhuiiii!! Du hast es geschafft! Von Nord bis Süd! Ich suchte in Scilla, die Jugi, die auf der Landkarte eingezeichnet ist. 2 junge Herren sagten mir, die gäbe es nicht mehr; sie bauen eine Neue. Ich fand, zum Glück wie immer ein schöner Platz. Schön ja, aber 2 Meter nebenan rasten die Züge vorbei und oben die Autobahn. Bei den netten Herren konnte ich noch ausfindig machen, ob man den Ätna besichtigen kann.

Nur die nördliche Strasse sei gesperrt.

Morgen werde ich wieder einen Tag aussetzten,

da meine Beine ziemlich im Eimer sind (übersäuert).

Das herzige Dörfchen lädt es auch geradezu ein.

7. November 2002

55 Km ☼ / __

Ruhetag

Liebes Tagebuch

Wie vereinbart machte ich heute meinen Ruhetag; nach diesen zwei strengen Tagen.

Am Morgen schiefte es noch wie aus Kübeln. So um 11 Uhr radelte ich gemütlich nach Reggio C., um ein bisschen die Stadt und den Hafen anzuschauen.

Es ist keine besondere Stadt. Auch S. Giovanna nicht, dort schaute ich, wo ich morgen dann auf die Fähre muss. Das Ticket kostet, glaube ich, 18 €. Ziemlich viel, der Zürichsee ist nur etwa 5 – 10 min kürzer und kostet nur 4 SFr.!

Gegen Abend ging ich noch einkaufen für 30 SFr.!! Als ich es im Zelt ausstellte, bemerkte ich, dass ausser dem Zmittag eigentlich alles Süsswaren sind. Bim Velofahre häsch halt immer so nen Gluscht….

8. + 9. + 10. November 2002 insgesamt 160 Km πππ

Liebes Tagebuch

Ich konnte Dir leider 3 Tage lang nicht schreiben, weil es nass, kalt, hektisch und nicht gemütlich war.

Aber ich fange doch am besten von vorn zu erzählen an.

Am Freitag verliess ich meinen lauten Zeltplatz (Zug) frühzeitig, um bald in Messina zu sein, wegen Zeltplatz suchen und so.

Ein Italiener riet mir die Catania – Fähre zu nehmen, da sie günstig ist. Es stand aber nur eine dort, die Voltrane hiess. Ich schaute mich um und wollte schon ein Ticket kaufen, da schreit ein Mann zu mir hinüber: Messina? – Si, Messina, lautete meine Antwort. Er winkte mich herüber und ich konnte Gratis Fähre fahren. Somit sparte ich gegen 30 SFr. und konnte erst noch mit einer der grössten Fähren fahren.

In Messina, eine Stadt wie alle andern, fragte ich eine Polizistin nach dem Weg.

Mitten in der ersten Steigung musste ich meine Regen-Klamotten überziehen, weil es Wasserfall ähnlich anfing zu regnen. Einem Hund stinkte es auch und schaute mir treuherzig zu. Den Weg, den ich wählen wollte, der über einen wunderschönen Berggrat führt, konnte ich somit nicht befahren; zu kalt, zu matschig. Mein Ziel war also die Jugi, die sich in der Nähe befand. Ich konnte sie zwar nicht auffinden, doch ich fand eine Pension, wo auch wieder kein Mensch anzutreffen war. Ich flickte im „hintersten“ Haus meine 4. Speiche.

Am Abend wollte ich doch noch die Jugi aufsuchen gehen. Ich liess alle meine Sachen dort bei der Pension und machte mich auf den Weg. Wie ich vermutet habe, liegt sie zuoberst auf dem Berg (10 Km) Castroreale!

Da ja die Saison bereits zu Ende ist, war wieder niemand dort! Ich besichtigte die ganze Jugi; awful, kann ich da nur sagen. Ich stellte eine Matratze auf und schlief dort oben gemütlich ein.

Am nächsten Tag besorgte ich mir eine Adresse, damit meine Eltern ein hinter Rad schicken können.

Wieder in der Pension angekommen, um meine Sachen zu holen, entschied ich mich wieder anders. Sonniges Wetter!

Ich fuhr über einen Pass (Novara), um zum Ätna zu gelangen. Eine Fehlentscheidung!!! Nach Novara regnete es erneut. Ich wollte mich schon in einer Scheune einnisten, als ich wieder blauen Himmel sah, und neue Hoffnung hatte. Nach 3 Kilometer…. das gleich Lied. Auf dem Pass angekommen, schnipste ich noch ein Foto von meiner wohl Tat.

Da ich Angst hatte, ich erfriere ein paar Finger bei der Abfahrt, ging ich in ein verlassenes Haus (dreckig, muffig).

Heute Morgen hielt ich es aber nicht mehr aus vor Kälte (1125 m. ü. M.) und es war mir verleidet diesen 8-hintereinander-Tagen-Regen, und raste zurück nach Vagliano Terme zum nächsten Bahnhof. Dort hielt aber keiner an, da Sonntag. Weiterfahrt nach Barcelona. Kein geeigneter Zug! Erst morgen um 12.17 Uhr fährt ein Zug nach Palermo, der Velos mitnimmt.

Zum Übernachten fand ich einen offenen Camping (gratis da keine Saison mehr). Ich konnte endlich wieder einmal nach genau 2 Wochen duschen. Zur weiter Feier ging ich in eine Pizzeria und ass einen feinen Salat, Margherita und ein Tiramisu bei gemütlicher Live-Musik, die sogar mein Lieblingslied sangen, das momentan in der Hitparade erklingt (Asareje, Las Ketchup).

11. November 2002

88 Km 4h42min 18.6 Ø ☼ / __

Liebes Tagebuch

Morgen früh sah ich den Himmel an und siehe da, in der Richtung in die ich muss, fast keine Wolken mehr. Nur in den Bergen gab’s noch ein paar graue Wolken. Da ich ja frisch geduscht bin und gestern ein feines Mahl eingenommen habe, war ich wieder umgestimmt. weiter fahren!

Am Morgen nahm ich ein leckeres Frühstück ein: Müesli, Brot und sogar mit Marmelade. Der Besitzer kam noch vorbei (Camping), ich müsse noch die Dokumenten abgeben und zahlen, aber als ich ging war keiner zu sehen! ….

Ich kam gut voran. Am Mittag wurde es so warm, dass ich kurz fahren konnte. Um halb 2 Uhr war ich in S. Agata und hatte schon 70 Km in den Beinen. Eine hübsche Signoritta zeigte mir wo es ein Internet Café gibt und ich surfte ein Stunde lang in der Weltgeschichte umher und konnte alle Mails lesen.

Das Nachtlager war schnell gefunden; direkt am Meer.

Was soll ich wieder tun von 16 – 20 Uhr???

Das wird sicher auch ein Grund sein, um nach Hause zu gehen.

12. November 2002

110 Km 5h49min 19Ø

Liebes Tagebuch

Waas?? Was habe ich für einen Schluss-Satz gestern geschrieben? Plötzlich: iiii, quitsch, bum, klirr, rums, bums….!!! Jipiiiieee, ein Autounfall gerade oberhalb von mir; ich wollte gerade anfangen kochen. Ich rannte schnell durch Gebüsch und übers Gleis zur Strasse. Ein kleiner Laster steht im Graben und ein kleiner Fiat liegt auf der Seite! Es war richtig amüsant zuzuschauen, wie die Italos umher irrten. Den Verkehr konnten sie überhaupt nicht regeln. Einer rauchte (!!) sogar auf der Unfallstelle, es könnte ja Benzin auslaufen. Ca. nach einer halben Stunde traf auch die Carabinieri ein, die wahrscheinlich zum ersten Mal an einen Unfall ran kommen.

Es war zum Grölen….!!

Heute Morgen hatte ich wieder einmal ein Festmahl: Müesli mit Joghurt, mmmhh !

Wieder führte der Weg an der Küste entlang, aber es kamen immer wieder ganz schöne Dörfer/Städte, wie zum Beispiel: S. Agata, Cefalu, Termini.

Die heutige Etappe teilte ich ein bisschen hungrig ein. Nach einem schönen (50 Km) Dörfchen, sagte ich mir, beim nächst schönen Platz mache ich Mittag. Weit gefehlt, es kam etwa 29 Km nichts mehr, only Schnur gerade Strassen. Dafür konnte ich dann im Hafen von Termini Mittag essen und konnte die ganze Stadt überblicken.

(In Italien gibt es, glaube ich, nur Schwule)

Die letzten Kilometer gingen nicht mehr so gut voran, da mich die Sonne weich gemacht hat. Es war heute auch richtig schwitzig. Als Schlafplatz fuhr ich in eine Sackgasse, wo sich einen Leuchtturm befindet. Eine Grotte sollte es auch noch haben, habe aber keine entdeckt.

Wieder muss ich kein Zelt aufbauen, da es ein paar unbewohnte Häuser hat, gerade neben dem Leuchtturm. Unten am Fenster plätschert gerade das salzige Meer.

Ach ja, eine Dusche nahm ich noch im Meer, war aber recht kalt und man konnte kaum stehen, wegen den Wellen. Erfrischt war ich jedoch nicht (Salz).

13. + 14. + 15. + 16. November 2002

Liebes Tagebuch

Also ehrlich gesagt, freu ich mich riesig morgen wieder ab zu reisen. Schönes Wetter mit dem schön, warmen Schiroco-Wind, der von der Sahara herbei weht, und wieder ein tüchtiges Fahrrad.

Am Mittwoch radelte ich noch die restlichen 20 Km nach Palermo. Schnell fand ich ein Hotel, doch ein sehr teures; 45 SFr. ohne breakfast. Ich wusch mich und meine Kleider (endlich wieder frische Kleider)! Sie trockneten aber bis am nächsten Morgen nicht. Den Rest des Nachmittages ging ich Palermo anschauen, zu Fuss. Es ist wie Rom eine interessante Stadt, mit vielen kleinen Läden, sogar Stoffläden hätte es für Mutti. Ich schlenderte quer durch die Stadt, schaute noch bei einem Einsatz der Tschinggen-Füürwehr zu, die aber nur gelangweilt herum standen. Da es in Palermo kein Camping und keine Jugi hatte, musste ich am nächsten Tag weiter ziehen zu teures Hotel. Laut à la Mama gibt es doch eine Jugi, die war aber nicht in Palermo, sondern in Sfera Gavallo. Sie war verschlossen, Winter. Dafür gab es einen schönen Camping. Der war sehr hübsch.

Um diese Jahreszeit waren noch recht viele Travellers auf dem Camping und was für welche!! Da gab es ein Deutsches (junges) Paar, die kamen mit einem richtig grossen Laster angerast. Ökomobil stand drauf, doch es stank fürchterlich. Ihr ganzes Hab und Gut ist in diesem Lastwagen. Sie haben keine Wohnung mehr, sie reisen einfach ein bisschen herum. Da es jetzt zu kalt ist zu campen im Norden, sind sie nun hier. Um ihr Geld zu verdienen, wollen sie vor einer italienischen Scuole Pizzas verkaufen. Sie luden mich 2x zum Nachtessen ein. Das waren echt 2 super Abende. Sie waren immer höllisch gut drauf; ja von was denn? Manchmal sind sie richtig zerstreute Professoren, sie vergessen ab und zu ihre Fahrräder, wenn sie zum Beispiel Zigaretten kaufen gehen. Zu Hause (Laster) merken sie auf einmal, dass ein oder zwei Velos fehlen. Wir tauschten noch unsere Adressen aus, denn sie wollen mal unbedingt in die CH einwandern. Unser Land sei zentraler, daher idealer zum Reisen.

Heute Abend lud mich noch Yvonne (ca. 35) zum auswärts Essen ein. Sie hatte 2 Plätze reserviert und meinte wir müssen pünktlich (schweizerisch) um 8 Uhr dort sein. Es war dann tatsächlich so, denn es war ein spezielles Restaurant. Praktisch alle Gäste fingen gleichzeitig an zu Essen. Ein so genanntes à la discretion – Essen.

Wir konnten uns quer durch die ganze Fisch/Muscheln – Menü – Karte von Italien fressen. Es gab einfach alles! Hier ein paar leckere Sachen: Austern, roter/schwarzer Kaviar, Tintenfisch. Das ganze pro Person nur 24 €!!!

Manche Sachen konnte ich nicht essen, aber ich hatte es wenigstens probiert. Es war ein super Abend. Hoffentlich kommen die Deutschen mich mal in der Schweiz besuchen.

17. November 2002

115 Km 7h 06min 16 Ø ☼ / w

Liebes Tagebuch

Heute musste ich kämpfen, kämpfen,….

Beim sentimentalen Kampf hatte ich verloren. Als die 5. Speiche brach, weinte ich vor Wut. Ich wusste nicht mehr was machen. Dennoch entschied ich mich ins Land zu fahren, was lohnenswert war, schöne Landschaften, einsam. Aber der verdammte Schiroco-Wind! Gegen 200 km/h musste ich mich am Lenker fest halten. Bergab flog ich fast einmal auf die Schnauze.

Dann noch die Schaltung!! Die kann man so langsam aber sicher fortwerfen. Ich weiss auch nicht, aber diese Shit-Reise wird immer krasser. In Tunis, glaube ich, stampfe ich auf den Wechsel, damit ich nicht mehr, aber wirklich nicht mehr weiter fahren kann. Dann gehe ich eben zu Fuss weiter. Scheiss Velo, scheiss Wind, scheiss Reise…

18. + 19. + 20. (90 Km) November 2002 ☼ / __

Liebes Tagebuch

Ich kann Dir sagen, es waren 3 lange Tage, aber ich hatte leider keine Zeit, um Dir zu schreiben.

Am Mo (18.) wachte ich früh auf, womöglich wegen pochenden Herzschlags, da ich wusste, dass ich nicht mehr weit von Tunesien entfernt bin. Ich packte meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg, um einen schöneren Platz zu finden, um zu frühstücken. Auf dem Zeltplatz war alles nass und lehmig, da ein starkes Gewitter in der Nacht vorbei zog.

Kaum 5 Km gefahren fing es an zu regnen. Weiter vorne fand ich eine schöne Garage, wo ich dann auch mein Frühstück einnahm. Nach dem Regenguss zog ich weiter, fragte noch schnell eine Signora, nach dem richtigen Weg und schon war ich auf der Landstrasse. Ich radelte quer durch das Land. Bald merkte ich, dass es wirklich „querig“ durchs Land ging, denn mancherorts waren die Strassen kaputt oder ca. 20 cm unter Wasser oder unter dickem Schlamm. Bei den Pfützen fuhr ich langsam, da ich nicht all zu nass werden will. Beim Schlamm raste ich so gut es eben ging voll hindurch. Dementsprechend sah danach alles (Schuhe, Velo, Sackgoschen…) schlammig aus. Aber die Landschaft war traumhaft schön. So weit das Auge reicht nur Äcker.

Nach nur 40 Km erreichte ich endlich die Stadt Trapani.

Plötzlich fuhr ich an zwei jungen Männern entgegen, die auch wie ich mit dem Velo unterwegs waren. Ich sagte auf „Schwiizerdütsch“: Tschau zäme, und winkte wie wild. Nach 500 m kam einer von denen von hinten und fragte mich, ob ich „Schwiizerdütsch“ kann; -Na klar! So ein Zufall, wie sich heraus stellte kommen sie von Luzern. Sie waren ziemlich die gleiche Strecke gefahren, wie ich, doch nur in 22 Tagen. Sie wollten auch nach Tunis fahren, aber sie hatten keine Pässe dabei. Schade, denn sonst hätten wir zu dritt das schöne Land bereisen können. Voller Frust fuhren sie wieder Richtung nach Hause, die ganze Nacht hindurch und den darauf folgenden Tag. (Ob sie durchgehalten haben?)

Ich dafür genoss meine Schifffahrtsreise sehr, die ich mit einem Schweizer – Pärchen teilte. Sie fahren mit einem Jeep durch Lybien. Sie werden dann sicher Ueli treffen, der schon 2 Wochen an der Grenze warten muss, bis er hinüber darf.

Noch was, liebes Tagebuch, per Zufall erfuhr ich von den zwei Deutschen, die ich in Palermo kennen lernte, dass Ueli genau 1 Woche vor mir ist. Sie sahen ihn, wie er in Trapani auf die Fähre ging!!

Die Fahrt verlief ruhig, ohne 6 m hohe Wellen! Ich suchte mir ein Schlaf-Plätzchen, weil wir durch die Nacht fuhren (9h).

Morgen früh stieg ich aufs oberste Deck und erlebte die ganze Hafen-Einfahrt. Gleichzeitig erspäht ich das land, wo ich dann hindurch fahren will.

Im Hafen angelangt quetschten sie mich durch 3 Zölle, bis ich auf freiem Fuss stand. Ich verabschiedete mich von den Schweizern und begab mich ohne Karte Richtung Bizerte. Ich wusste einfach, dass Bizerte im Norden und am Meer liegt. Ich machte nur einen Umweg von 15 Km! Unterwegs brach wieder einmal ne Speiche, übrigens vor Trapani brach auch noch eine, die ich noch vor der Schiffsreise ersetzte. Die erste Etappe durch Tunesien war sehr interessant. Ich glaubte meinen Augen nicht, aber ich sah ca. 10 Rennvelo Fahrer. Gibt es auch tunesische Profis?

Das Land zwischen Tunis und Bizerte ist völlig flach. Es geht nur eine Strasse quer durch das öde Land. Alle Menschen am Strassenrand sehen mich an, jubeln und rufen mir zu, klatschen in die Hände oder sagen Bravo. Die Autofahrer hupen, winken oder schreien aus dem Fenster, wenn sie dich sehen. Man kriegt manchmal eine richtige Gänsehaut.

Nun muss ich leider eine Woche oder länger in Bizerte bleiben, bis mein neues hinter Rad von der Schweiz hier ist. Mit dem alten kann ich nicht mehr weiter fahren; ist währenddessen völlig zur Sau. 6 Speichen hat es mir geputzt und jetzt ist Schluss. Entweder ein neues Rad oder zu Fuss weiter.

Heute schlief ich mal aus, danach ging ich an den Kanal, der den Big Sea mit dem Meer verbindet.

Am Abend konnte ich bei einem jungen hübschen Girl Nachtessen. Genau um 17 Uhr ging das „fressen“ los. Vorher dürfen sie nicht, denn momentan läuft gerade die Ramadan-Fastenzeit an. Sie verläuft noch 3 Wochen. Ich kann leider nicht mitmachen, sonst falle ich noch vom Velo.

Ich bin übrigens in einer Jugendherberge (Maison des Jeunes), was pro Nacht nur 5 Dinar kostet. 5 D = ca. SFr. 5.50

Ich könnte Dir noch so viel schreiben, aber ich bin zu müde vom heutigen Tag.

Ich möchte immer wieder die arabische Sprache zu verstehen versuchen, aber keine Chance; kein einziges Wort verstehst du. *g*

Sali = Salema (am Abend)

Guten Tag = Sparchi

Adieu = Spalachi

Stephan = Sofiene

Ich hoffe, dass diese Zeit bald vorbei

geht (in Bizerte), da ich sehr gespannt

bin auf die weiter Reise durch das Land.

27. November 2002

Liebes Tagebuch

Doch die will und will nicht vorbei gehen. Jetzt warte ich hier schon eine ganze Woche und einen Tag, in Bizerte. Es ist zum Haar-Aus-Reissen!

Ich erlebe zwar recht schöne Zeiten hier, aber einmal hast du es gesehen. Das Wetter ist auch recht mies. Es regnet sehr oft und ist unangenehm kühl.

Gestern habe ich einen schönen, interessanten Tag in Tunis verbracht. Zufällig lernte ich einen Touristen-Guide kennen. Er zeigte mir ganz Tunis. Eine sehr spannende Stadt. Manchmal meinst du, du seiest in Europa und ein paar Gassen weiter bist du wieder in der 3. Welt.

Am Abend suchte ich die Universität auf, wo Bouthéina Deutsch studiert (die kenne ich von den Tunesien-Ferien vor 3 Jahren). Die Adresse bekam ich per Mail von Mutti. Sie war sehr überrascht, als ich einfach so auftauchte. Wir gingen in die Stadt, um einen Café zu trinken.

Danach ging’s mit dem Lounge-Taxi (SFr. 3.50) wieder nach Bizerte zurück.

4. Dezember 2002

Liebes Tagebuch

Rückreise am: 4. Dezember 2002

Via Taxi von Bizerte – Tunis

Flug Tunis – Zürich

Landung in Zürich: 17.25 Uhr

Grund der Rückreise: Hinterrad kam nie an (am letzten Tag

zwar doch noch), und wegen dem Wetter;

jeden Tag Regen und sehr kalt.

In den letzten Tagen war es sehr trüb. Ich konnte nicht einmal

richtig in die Stadt oder an den Strand gehen, um ein bisschen

herum zu schlendern. Ich konnte keinen Schritt vor die Türe setzten, ohne dass es anfing zu regnen. Da Bouthéina, ein echter Schnüggel, mir sagte, sie gehe die Inoublis (Fam.) in Jendouba besuchen, entschloss ich mich am letzten Donnerstag auch dorthin zu gehen. Es ist eine echt liebe Familie. Die Gastfreundschaft war super!

Ich bekam ein warmes Bett und „eine“ feine Mahlzeit pro Tag.

Die Fastenzeit (Ramadan) ging mir gegen den Schluss langsam aber sicher auf den Wecker.

Ich blieb für 4 Tage in Jendouba, da ich dachte das Rädli käme eh erst später an. Ich hatte Recht!

Am Samstag wurde es dann so bitterlich kalt und nass; dass ich mich in kurzer Zeit entschied, die Reise abzubrechen und mit dem nächsten Flieger nach Hause zu fliegen.

Leider hatte es am Montagabend und den ganzen Dienstag keinen Flug. So musste ich wieder für 1 1/2 Tagen warten.

Am letzten Tag (Dienstag) dann kam endlich mein Rad an. Doch leider viel zu spät. Ich hatte mich schon fest entschieden nach Hause zu gehen und das Wetter war eh nicht besser geworden.

Ich hätte vielleicht ein Stückchen mit dem Taxi in den Süden fahren können, aber ich wusste ja nicht, ob es dort unten tatsächlich schön war. Es gibt eben dort unten kein Meteor-Bericht, wie in unserem besser entwickeltem Land.

Heute Morgen flitzte ich noch schnell zur Post, um mein Rad wieder zurück zu schicken, bevor ich das Taxi nach Tunis nahm.

Beim Taxistand bewiesen die Tunesier wieder einmal, dass sie sehr Gastfreundlich sind. Sie suchten für mich das erstbeste Taxi. Für das ganze Gepäck und mich musste ich nur 30 Dinar bezahlen; mein letztes Bargeld.

Auf dem Flughafen ging’s unruhig zu und her. Erstens musste ich das Flugticket „abe wärte“, bekam es für knapp 800 Dinar anstatt 1000 Dinar. Zweitens kämpfte ich mich durch die riesengrosse Départshalle, bis ich meine 8 Travellerchecks einlösen konnte.

Am Schluss hatte ich noch eine Stunde Zeit, um mich aus zu ruhen, bis der Flieger startete.

Ich genoss so richtig den Flug, war ja auch sehr teuer.

Es war ein wunderschöner Flug. Einmal mitten durch die Kumulus Wolken zu donnern, ist ein sagenhaftes Erlebnis. Von Zürich sah ich nicht viel, da ich Zürich von oben nicht so gut kenne und weil es schon dunkel geworden ist.

Lothar mein lieber Nachbar holte mich auf dem Flughafen ab. Meine Eltern machten gerade ihre Weihnachtseinkäufe in Luzern. Sie wussten ja nicht davon, weil ich niemanden etwas sagte, dass ich nach Hause komme, ausser am Lothar, da er gerade online war, als ich im Internet – Café war.

Ich überraschte meine Eltern dann zu Hause, als sie zurück kehrten von ihren Einkäufen. Sie rutschten fast aus den Socken vor Freude.

Ich wollte sie ja zwar erst am 25. 12. überraschen, mit mir als Weihnachtsgeschenk. Aber eben das Wetter…

Schlussbericht: 12.12.02

Jetzt bin ich doch schon über eine Woche hier in der Schweiz und habe bis heute noch keine Schweizer-Sonne gesehen; eine dicke Nebeldecke hängt über unser Land. Aber unten im Süden im schönen Tunesien, war es ja auch nicht anders. Ich würde sagen, meine Entscheidung war gut, nach Hause zu fliegen.

Nach der ersten Woche unserer (meiner) Tour merkte ich schon bald, dass es sicher nicht bis nach Indien geht (Krank, Kalt, Regen; kein Heimweh *g*). So steckte ich mir ein Ziel. Bis zu meinen Freunden in Tunesien, will ich es schaffen. Ich rechnete also, dass ich etwa anfangs Dezember in Tunis ankomme; ich würde dann noch ein bisschen im Lande herum kurven, bis ich dann am 25.12.02 nach Hause umkehren werde.

Es gab noch viele andere Gründe, um nicht durch die Wüste zu fahren, sondern nach Hause zu gehen. Wie zum Beispiel, wie soll ich mit einem Kollegen, mit dem ich nicht aus kam durch die Hölle (Wüste) fahren? Alleine war auch nicht sinnvoll, da ich noch zu wenig Erfahrung habe, sprich Wüste. Von der Kriminalität wäre es durchaus gegangen. Ein Visum hatte ich auch nicht. Und auch wenn ich eine Woche vor dem Zoll gewartet hätte, wäre ich mit 99% nicht durch gekommen. Sie sind sehr streng dort unten.

Ein anderer, fast wichtigster Grund, war, dass ich gemerkt habe, ich müsse doch endlich die Sprache Englisch erlernen. Mein Traum war dann, dass ich im Dezember 03 nach Kanada (Whistler) reisen würde, um dort mein Englisch zu verbessern. Da das aber viel kosten würde, müsste ich viel Geld verdienen. Also: ab nach Hause!

Nach einer Woche dann (gestern) hatte ich einen Job gefunden.

Auf meiner Reise, habe ich oft gedacht, ach ist das einen scheiss Trip. Immer Regen, Kalt windig, kaputtes Rad…. Aber wenn ich so zurück blicke, denke ich, es war eine sensationelle Reise. Man(n) hat so viel erlebt, nette Leute kennen gelernt, wunderschöne Landschaften, sich so richtig durch die Welt kämpfen, mit Zeichensprache nach dem Weg fragen und und und…

Ich möchte noch einen grossen Dank ausprechen an meinen Vater, der mit mir mein Velo umrüstete und mir alle Reparaturen zeigte, wo man haben könnte. Meiner Mutter, die mich mit Versicherungen, Geld und Ernährung beraten liess. Auch meinen Velokollegen Bänz und René Schluep, die mich mit allen Kleinigkeiten konfrontierten. (!!)

Für meine 1. Velo Reise, hatte ich genügend Erfahrungen sammeln können, die ich auf meinen nächsten Reisen vollumfänglich nutzen kann.

Mein nächstes Projekt läuft schon auf Hochtouren…

Daten: 2974.8 Km

In 8 Wochen

6 Speichenbrüche

0 Platten

Am Schluss Probleme mit der Schaltung

0 Stürze oder Unfälle

1 x den Stinkefinger gezeigt (CH)